Vier Übungen für einen gesunden Rücken
16. März 2022Betreuung ohne Zeitdruck
14. Juni 2023Hygge Betreuung führt zusammen, was zusammengehört.
Im Gespräch mit Pflegedienstleitung Cäcilia Freia Birkenmeyer wird ganz deutlich – bei Hygge steht der Mensch im Mittelpunkt. Was uns von anderen Dienstleistern unterscheidet und was sich hinter dem „Hygge-Tinder“ verbirgt, erzählt sie uns im Interview.
Seit wann arbeitest du in der Pflege bzw. wie bist du zu diesem Beruf gekommen?
(lacht) Eigentlich wollte ich nie in der Pflege arbeiten. Und jetzt bin ich schon seit September 2010 in diesem Sektor tätig. Ich habe ganz klassisch angefangen mit einem freiwilligen Jahr. Zwar wollte ich nie in die Pflege, dachte aber, ein Job für die Gesellschaft wäre schon toll. Während des freiwilligen Jahres habe ich dann gemerkt, dass die Altenpflege mich sehr interessiert. Was folgte war die Ausbildung zur Altenpflegerin, worauf ich über die Jahre hinweg weiter aufgebaut habe.
Was unterscheidet deine jetzige Position als Pflegedienstleitung zum Pflegealltag einer Betreuungskraft?
Wir Pflegedienstleitungen sind der Erstkontakt für die Kunden. Also wir sind die Person, die in die Häuslichkeit kommt bzw. schon viel weiter vorne den Kontakt aufbaut. Oft sind wir die diejenigen, die anrufen bzw. angerufen werden, egal ob vom potenziellen Kunden selbst oder den Angehörigen. Dabei werden dann die ersten Fragen klärt und Informationen ausgetauscht: Wie funktioniert das? Was ist Hygge eigentlich? Was machen wir? Was unterscheidet uns von den anderen Pflegediensten? Warum dauern unsere Kundenbesuche so lang?
Zudem sind wir Pflegedienstleiter meist das erste Gesicht zu Hygge. Wir fahren in die Häuslichkeit, besuchen die Menschen, erfassen dort pflegefachlich, ob es sich um einen Aufgabenbereich handelt, den wir betreuen können und ob unser Konzept ausreicht bzw. wie viel wir anbieten können. Denn in solchen Momenten haben wir ganz klar die Funktion zu beraten. Dazu sind wir auch per Gesetzgebung verpflichtet. Das machen wir natürlich gern im Rahmen des Erstkontaktes, mittels Aufklärung über Kostenträger, welche Möglichkeiten gibt es und welche Budgets – zum Beispiel Verhinderungspflege, Sachleistungen, Entlastungsbetrag usw. Da stehen wir Rede und Antwort und erläutern ganz genau, was die Betreuungskraft macht, wenn sie dann in die Häuslichkeit kommt.
Darüber hinaus übernehmen die Pflegedienstleitungen das ganze Organisatorische drumherum. Es müssen zum Beispiel Einsatzpläne erstellt werden. Ich sage dann immer gern: Ich spiele Pflege-Tinder (lacht). Da schaue ich dann, welcher Kunde passt zu welcher Betreuungskraft. Denn schon in den Bewerbungsgesprächen machen wir uns ein Bild darüber, ob eine potenzielle Betreuungskraft zu einem unserer Kunden und natürlich ins Team passt. Meistens habe ich dann schon einen bestimmten Kunden im Kopf, wo ich dann weiß, das würde ein gutes Duo abgeben. Bezogen auf die Örtlichkeit, von Aufgabengebiet und auch der Verfügbarkeit. Da hoffe ich dann zusammenzuführen, was zusammengehört. Weil man verbringt ja sehr viel Zeit miteinander – da muss dann alles passen.
Weiter geht es dann mit dem Kontakt zur Betreuungskraft. Wir erläutern unseren Kollegen, was im Haushalt der Kunden vorgefunden wurde, was muss beachtet werden und was sind ggf. Besonderheiten. Wir sind quasi das Bindeglied zwischen der Betreuungskraft und den Kunden. Wichtig ist dabei auch, dass wir je nach gesundheitlichem Zustand des Kunden, beim ersten Einsatz mit dabei sind, beraten und Hilfestellung geben – vor allem bei grundpflegerischen Aufgaben, Demenzbetreuung usw. Da stehen wir als Pflegedienstleitung dann zur Seite und geben auch noch einmal fachliche Hinweise für unsere Mitarbeiter. So fühlt sich dann nicht nur der Kunde wirklich sicher, sondern auch unsere Mitarbeiter.
Wie ist das, wenn ich nach den ersten Terminen mit einer Betreuungskraft merke: das passt doch nicht so gut? Habe ich die Möglichkeit, eine andere Betreuungskraft zugeteilt zu bekommen?
Wir versuchen, die bestmögliche Kombination zu finden. Ganz wichtig ist, dass das Rad nur rund ist, wenn wir alle zufrieden sind. Und da gehört der Kunde genauso dazu, wie unsere Betreuungskräfte. Beide dürfen uns sagen, wenn sie in der aktuellen Situation unglücklich sind. Meistens ist es so, dass der jeweils andere das dann schon gemerkt hat. Dann wird natürlich geschaut, wo das Problem liegt: ist es der Typus, ist es vielleicht auch das Geschlecht, manchmal ist es auch das Alter.
Wenn das passiert, dann gehen wir natürlich darauf ein und schauen, dass wir eine neue Betreuungskraft finden. Denn man darf nicht vergessen: wir betreuen mindestens zwei Stunden und die können sehr lang sein, wenn die Chemie nicht stimmt, aber eben sehr kurz, wenn sie stimmt. Und das ist mir natürlich am allerliebsten. Denn man verweilt auch miteinander, hat im besten Fall eine schöne Zeit, man fühlt sich wohl.
Du hast es gerade schon erwähnt – Hygge Betreuung kommt mindestens zwei Stunden zum Kunden? Was steckt hinter diesem Prinzip?
Wir wollen Wohlbefinden schaffen, aber auch Kontinuität. Wir leben das Konzept der Bezugspflege. Und Bezugspflege heißt im Sozialwesen, das eine bestimmte Pflegekraft für bestimmte Personen zuständig ist. Und wir leben dieses Konzept ganz besonders, indem wir auch dafür sorgen, dass immer der gleiche Mitarbeitende kommt. Daher auch das Zeitfenster von zwei Stunden, denn in dieser Zeit hat man einfach genug Möglichkeiten, sich den alltäglichen Dingen des Lebens zu widmen, wie zum Beispiel einkaufen und dann noch die Wäsche machen und im Anschluss trinkt man zusammen einen Kaffee. Es soll vor allem alles ohne Stress funktionieren und mit ganz viel Ruhe. Auch im Bereich der Grundpflege nehmen wir uns die Zeit, den Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden. Da kann dann auch mal ein entspannendes Bad genommen werden, ohne auf die Uhr zu schauen.
Was unterscheidet Hygge neben dem Faktor Zeit von anderen, herkömmlichen Pflegediensten?
Neben dem Zeitfaktor und der Tatsache, dass wir keine medizinische Versorgung übernehmen, ist auch das Thema Kontinuität ganz wichtig für uns. Bei uns kommt immer die gleiche Betreuungskraft. Und was vielleicht noch wichtiger ist, die Kunden wissen, wann die Betreuungskraft kommt. Denn so etwas wie feste Zeiten gibt die Tourenplanung in der normalen ambulanten Pflege leider nicht her. Man bekommt zwar ein Zeitfenster, aber das ist oft nicht umsetzbar. Bei uns ist das anders – wir haben feste Termine, auf die man sich einstellen kann und die wir definitiv einhalten.
Natürlich kann es immer mal passieren, dass eine Betreuungskraft ausfällt, aber auch da schauen wir, dass die Ersatz-Betreuungskraft im besten Fall immer die gleiche ist, sodass auch hier eine gewisse Vertrauensbasis entstehen kann. Das gibt den Kunden einfach sehr viel Stabilität, was sehr wichtig ist, vor allem im Alter oder bei diversen Krankheitsbildern.
Was sind Momente im Job, die ihn zu so etwas Besonderem machen?
Das ist schwer zu sagen, denn es sind ganz viele kleine Momente. Und da ist es glaube ich egal, welchen Beruf im sozialen Sektor wir ausüben. Wir alle haben den Anspruch, das Leben von hilfsbedürftigen Menschen zu verbessern. Und auch wenn es ganz banal klingt: das Wort Danke ist ganz viel Wert. Und wenn dann zum Beispiel die Kinder von Kunden auf uns zukommen und uns sagen, wie dankbar sie sind, weil wir ihnen eine unglaubliche Entlastung bringen, dann macht mich das persönlich sehr glücklich.
Ich persönlich hatte immer das Bedürfnis, etwas zu verändern und Hygge gibt mir diese Chance, in der Pflegelandschaft etwas mitzuwirken, was einfach nicht das Herkömmliche ist.